2.Gefühlschaos - Die Hochzeit

"Hermine, Harry, da seid ihr ja! Wo wart ihr denn die ganze Zeit?"
"Das, ähm, ist nicht so wichtig Ron. Erzählen wir dir ein anderes Mal."
"Was habt ihr eigentlich gemacht?", wollte er wissen. Misstrauisch blickte er sie an. "Wir haben uns...", fing Harry überschwänglich an. "... unterhalten", endete er lahm. Hermine schaute ihn überrascht an. Sie wusste, was er sagen wollte. Sofort wurde ihr heiß, als sie an ihren Kuss dachte. "Über was habt ihr gesprochen?", fragte Ron neugierig. Dann schien er sich anders zu besinnen. "Naja, egal, jedenfalls habt ihr die Trauung verpasst. Die Party ist schon voll in Gange! Wusstet ihr, dass Luna und Neville auch eingeladen wurden!?"
"Nein, wussten wir nicht."
"Gut, dann kommt. Es ist noch etwas zu Essen da. Ihr habt bestimmt Hunger."

"Ja danke, Ron." Er brachte sie an einen Tisch und verschwand mit der Erklärung, er würde erwartet werden. Wieder waren sie allein. Peinlich-berührt aßen sie schweigend. In beidseitigem Einvernehmen kamen sie überein, dieses Thema nicht mehr anzusprechen. "Sieh mal Hermine. Da ist Ron! Und er tanzt mit Luna!" Sie erblickte ihn und musste lachen. "Er stellt sich ziemlich dumm an, aber er scheint sie zu mögen, oder Harry?"
"Au ja, da hast du Recht, Hermine. Sollen wir ihm zeigen, wie man richtig tanzt?", fragte er mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. "Aber gerne doch." Sie grinste zurück. "Darf ich bitten, Madame?", fragte Harry galant und führte Hermine auf die Tanzfläche. Er legte eine Hand auf ihre Hüfte und die andere ergriff ihre. Eng umschlungen tanzten sie zur flotten Musik. Elegant glitten sie auseinander, nur, um wenige Augenblicke später wieder zusammen zu kommen. Ihre Oberschenkel streiften sich dabei. Lied um Lied schwebten sie über die Tanzfläche, nicht ahnend, dass sie von so manch interessiertem Blick angeschaut wurden. Einmal verpassten sie sogar eine Schrittfolge, worauf sich beide vor Lachen krümmten.

Plötzlich erklang ein romantischer Song. Harry flüsterte Hermine ins Ohr:"Erweisen Sie mir die Ehre, dieses besondere Lied mit Ihnen tanzen zu dürfen?" Hermine zwinkerte ihm zu. "Natürlich, mein Kleiner", hauchte sie als Antwort, wobei sie erstaunt Harrys Gänsehaut zur Kenntnis nahm. Sanft zog er sie in seine Arme. Es war die Fortsetzung ihres Kusses. Dicht aneinander gedrängt, wiegten sie sich sachte zur harmonischen Melodie. "Weißt du, dass du ein echt toller Tänzer geworden bist!?", flüsterte sie ihm zu. Ihre Arme lagen ineinander verschränkt um seinen Nacken. Ihre Körper waren sich so nah, wie noch nie zuvor! Harry spürte Hermines weichen Busen an seiner stählernen Brust und Hermine fühlte seine harten Muskeln. "Hat er die schon immer gehabt?", fragte sie sich selbst. Es machte sie schier wahnsinnig, seine Gegenwart so deutlich zu spüren. Was war aus Harry, ihrem besten Freund, geworden? Ein Mann, der Herzen brach? Nein, ein Mann, der sensibel, rücksichtsvoll, stark und unabhängig zu gleich war. Ein Mann, dessen Präsenz Wildheit und Freiheit ausstrahlte. Der verletzlich wirkte und dennoch voller Liebe war. Ein Mann, der die Hoffnung nie aufgab, der weiterkämpfte, auch wenn es aussichtslos war. Er hatte so viel verloren, seine Eltern, seinen Paten, Dumbledore, der wie ein Onkel für ihn gewesen war! Sie wünschte, er könne dennoch glücklich werden. Was würde sie nicht alles geben, um ihm friedliche Tage voller Glück und Geborgenheit schenken zu können! So, wie er es ihr geschenkt hatte!

Sie stoppte mitten im Tanz. Er hatte ihr so vieles gegeben! Dinge, die ihr erst jetzt richtig bewusst wurden. Harry blickte sie verständnislos an. "Ist alles mit dir in Ordnung, Hermine?", fragte er besorgt. Sie schmunzelte. Wie liebenswürdig er doch wieder war. "Schon gut, alles in Ordnung, mir ist nur gerade etwas klar geworden!"
"So, was denn?", fragte er interessiert. "Das erzähl ich dir später. Jetzt tanz erstmal wieder mit mir. Die anderen starren uns schon an!" Da lachte er. "Na und, lass sie doch!" Dann zog er sie erneut an sich, küsste sie auf die Wange und beendete den romantischen Song mit ihr.
Wenig später gesellte sich Neville zu ihnen. Überraschenderweise stieß auch Ginny kurze Zeit später zu ihnen. "Hi Harry", sprach Ginny, nachdem sie Hermine umarmt hatte. "Hey Ginny, alles klar bei dir?"
"Naja, es geht so. Im Moment bin ich ziemlich von der Rolle, wegen allen möglichen Sachen. Ist aber nicht wichtig." Harry schüttelte entgeistert den Kopf. Anscheinend war sie noch immer nicht über ihn hinweg, während seine anfänglichen Gefühle für sie erloschen waren. "Ginny, es tut mir..."

"Nein, sei still Harry!", fuhr sie ihm dazwischen,"Ich bin kein naives Mädchen, dass dir monatelang hinterherheult!" Entrüstet wandte sie sich ab und ging mit Neville im Schlepptau davon. Harry seufzte, was Hermine nicht entging. Machte es ihm etwas aus? Wollte er immernoch etwas von Ginny? Wenn ja, wieso fühlte sie sich dann so mies? Es interessierte sie doch sonst nicht, mit wem Harry zusammen war und mit wem nicht! "Hermine, ich glaub, ich gehe jetzt ins Bett. Schlaf schön!"
"Warte, ich komme mit!" Harry schmunzelte über die Zweideutigkeit ihrer Worte.
Gemeinsam stiegen sie die Treppe im Fuchsbau hoch. An Ginnys Zimmertür verabschiedeten sie sich voneinader. Hermine küsste Harry auf die Wange und mit einem gesäuselten "Träum was Süßes" schloss sie die Tür hinter sich. Harry stand noch einige Augenblicke reglos da und fragte sich, warum ihn Hermine auf einmal so faszinierte...
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