Im Silberlicht bis Nimmermehr - 1. Monkshood Alley, 12

1. Monkshood Alley, 12

Als wäre die Sonne gerade erst über den Penninen untergegangen und hätte ihre letzten Strahlen vor wenigen Lidschlägen aus den Dales zurückgezogen, leuchtete der Horizont noch immer in ordentlich gezeichneten Streifen aus blassem Orange und lebendigem Rosé. Der Himmel sah aus wie frisch in Brand gesteckt, und darüber wie aus sauberstem Wasser gehoben, so hell war das Blau. Je weiter der Blick von West nach Ost über das Zelt aus Atmosphäre glitt, desto mehr verdunkelte sich die Farbe bis hin zu weichem Samt, besprenkelt mit nach und nach aufflammenden Lichtern aus glitzerndem Gold und blinkendem Silber. Und dazwischen stand die schmale Sichel des Neumondes. Kein einziger Schleier verhängte die Schönheit der Himmelsgestirne, kein Hochnebel und keine Wolke weit und breit.

Mittsommernacht war nicht mehr fern. Um diese Zeit des Jahres verschwand die Sonne nur für wenige Stunden in jeder Nacht, und ihr Licht blieb zurück wie eine Lampe unter einem dichten Stoffgewebe. Ein warmer Schimmer hüllte die Stadt im tiefen Tal des Flusses ein wie eine Glocke, und die Temperaturen fielen kaum unter die Marke von 15°. Angenehm war es zwischen den Hügeln, wohltuend mischte sich der Geruch von blühenden Rosen und ihren weichen, hellgrünen Blättern darunter. Die sanfte Brise strich über Land, kam von den Hängen der Bergkette im Westen herunter und trug den Duft von gegrilltem Fleisch und die lachenden Stimmen von Kindern durch die engen Straßen der Vorstädte und zwischen ihre grauen Häuser. Auch wenn die Schulferien noch gut vier Wochen entfernt und es bei Weitem kein Wochenendabend war, waren die Gärten voller Menschen, die zusammen saßen und redeten und Spiele spielten. Einen so herrlichen Tag konnte niemand besser beenden als auf diese Weise. Jedenfalls auf dieser Seite der unsichtbaren Barriere. Im Inneren davon jedoch gab es Momente, die noch schöner, noch erhebender, noch jubelschrei-erweckender sein konnten als ein Grillfest im Sommer, und so einen davon gab es an diesem Abend.

Selbst im Innenhof der großen Anstalt auf dem Hügel unterhalb der Heslington Road konnte man heute nacht den ein oder anderen Leckerbissen abgreifen. Sogar für ein so kleines, pelziges Etwas war so manches gute Stückchen dabei. Flink wuselte das Grauhörnchen unter den Bänken hindurch, auf denen die weniger behüteten Bewohner sich zusammen gefunden hatten, um zu essen, zu schwatzen und die herrlich warme Luft zu genießen. In den winzigen Pfötchen hielt es einen besonders schmackhaften Keks, aus dessen weichem Teig noch Macadamia-Nußkerne und bunte Schokolinsen herausschauten, und mit dieser Beute stob es eilig den Abhang hinunter und verschwand aus dem Blick der johlenden Menge, die hinter ihm her deutete. Wo es nur hin sein konnte? Keine Büsche, keine Hecken, kein Graben erstreckte sich dort unten in der Mulde, um einem Flüchtenden keine Versteckmöglichkeiten zu bieten. Und dennoch: Das Eichhorn war wie vom Erdboden verschluckt.

Jeder Kopfgesunde hätte sich vermutlich gewundert, wäre vielleicht sogar aufgestanden und dem Tier gefolgt. Aber wer hier seine Tage verbrachte, der war es gewohnt, dass Dinge nicht so liefen, wie sich das ein klarer Verstand ausdachte. Man zuckte nicht mal mit den Achseln, sondern widmete sich wieder den Speisen, während der ein oder andere von Wänden sprach, die man nicht sehen, durch die man hindurch schauen, aber nicht laufen konnte. Und die Pfleger schüttelten die Köpfe.

Ein jedes Eichhorn von außerhalb hätte sich am Köpfchen gekratzt, ganz bestimmt. Aber dieses hier lebte an diesem Ort seit seiner Geburt in einem winterlichen Kogel, und die Tatsache, dass vom Hügel aus die Sicht frei war auf eine weite, grüne Wiese, ein paar hochstehende Weizenfelder und geteerte Tennisplätze und es schnurstracks in die menschenleere, einspurige Straße einer Wohngegend lief, schien es nicht im geringsten zu verunsichern. Stattdessen schwang es sich ohne Umschweife in die obersten Zweige eines abgeblühten Fliederbaums im nächsten Vorgarten und ließ die friedliche Szenerie unberührt zurück.

Grillen zirpten unter den Rhododendron-Büschen und zwischen sauber gestutzten Rasenflächen in den Blumenrabatten. Abgesehen davon, dass man hier nicht einfach hineinstolperte, wäre man sich obendrein vorgekommen, als fiele man durch ein Loch in der Zeit. Gregorianische Terrassenhäuser reihten sich eines an das andere die schmalen Wege hinunter aneinander, Kopfsteinpflaster zeigten kaum Zeichen von schweren Gefährten, die des Öfteren darauf verkehrten, und die Seitenstraßen waren überhaupt nicht befestigt. Die bepflanzten Streifen vor den Fassaden waren kaum breiter als ein Hausflur, aber sie quollen nur so über von unglaublich gut gedeihenden Pflanzen. Ganze Bündel von angepflocktem Knöterich und glänzendem Efeu rankten die steinernen Wände hinauf, und die Stiele von knospentragenden Sonnenblumen lehnten sich gegen niedrige Mauern aus natürlichem Fels und schlangen sich um die buntbemalten Pfosten und Latten von Palisadenzäunen.

Es gab keine geparkten Autos und nicht einen hässlichen, grauen Müllcontainer, weder in den Vorgärten und Innenhöfen der größeren Häuser, noch in irgendeinem schäbig zusammengezimmerten Bretterverschlag. Nein, solche Scheußlichkeiten hatte man an diesem Ort nicht. Nur rauchende Schornsteine, aus denen blass-rosa und hellgrüner Rauch aufstieg, und warmes Licht von entzündeten Öllampen hinter Butzenscheiben und Rautenfenstern mit lackierten Läden zu beiden Seiten. Und an jeder abrupten Sackgasse war ein Schild in den Boden gerammt, aus Holz, nicht aus Sicherheitsfolie und Blech, wenn es auch genauso aussah wie jedes andere britische Ortsschild, in dicken, schwarzen Lettern auf weißem Grund
stand da geschrieben:

Nether Poppleton, Population: 67 witches and wizards and a
handful of houseelves.

Verschachtelte Wege bildeten den Grundriss für das auf keiner Karte verzeichnete Dorf mitten zwischen den Stadtteilen Heslington und Fulford, und so wie man von außen die hübschen kleinen Häuschen aus rot gebrannten Ziegeln und grünlich-grauem Naturstein aus der Gegend nicht erkennen konnte, so drang auch kaum etwas von dem Straßenlärm und den Industrieabgasen der Stadt in das Tal hinein. Ganz in Ruhe und völlig ungestört hätte man auf dem Kopfsteinpflaster die Hauptstraße hinunter schlendern können, am besten mit den Händen in den Hosentaschen und einem langen Grashalm im Mundwinkel. So hätte man am einfachsten und perfektesten in die Szenerie gepaßt.

Allerdings durfte man dafür keine bunten Pullover anziehen, und mit Jeans käme man auch nicht weit. Jede Hippie-Matte und jeder Beatles-Haarschnitt, egal wie modern in den Wohngebieten drumherum, wäre äußerst unangenehm aufgefallen und hätte viele Gesichter zum Naserümpfen gebracht. Doch an diesem Abend war niemand auf der Straße. Es war still und friedlich in der Siedlung.

Mit jedem Schritt tiefer zwischen die Häuser verschwand der Blick auf die grünen Flächen ringsherum, und nach und nach sprangen die Gaslaternen mit feinem Zischen an. Schatten krochen aus den Ecken und Winkeln, legten sich lang und leise schräg über die staubige Fahrbahn einer Seitenstraße, und eine Eule segelte lautlos über den offenen Himmel auf ein Fensterbrett in den oberen Stockwerken. Rechts herum konnte man gehen, weg vom Zentrum des Dorfes, weg von dem kleinen, runden Marktplatz mit dem Springbrunnen und den Geschäften, die um diese Tageszeit geschlossen waren.

Das Straßenschild, der Name der kleinen Gasse am Ortsrand, war auf ein langes, geschnitztes Stück Holz geschrieben: Monkshood Alley.

Sie war genauso schmal wie der Name es sagte, gerade breit genug, um drei Menschen bequem nebeneinander laufen zu lassen. Schnurgerade zuerst verließ sie die Siedlung, um schließlich in einer sanften Kurve nach Südwesten aus dem Blick zu verschwinden, als wolle eine Katze die buschige Quaste ihres Schwanzes verbergen, die sie als Kniesel-Mischling auswies. Sechs Häuser auf der linken, sechs Häuser auf der rechten Seite, gerade Hausnummern hier, ungerade dort, dicht bei einander und mit den gleichen, hübschen Vorgärten ausgestattet wie all die anderen Gebäude gregorianischer Architektur.

Dort, wo eines der Ortseingangsschilder schließlich das Dorf abschloss und die Sackgasse als runder Wendehammer imponierte, duckte sich das letzte Haus unter die mit jungen Beeren überladenen Ebereschen, und die Weißdornsträucher schmiegten sich an die Backsteinfassade. Eine niedrige Mauer aus dem gleichen Baumaterial schloß das Grundstück gegen die unbefestigte Straße ab, und der gepflegte Vorgarten wurde nur durch einen sehr kurzen, gekiesten Pfad durchschnitten. Links und rechts davon blühten aufragende Königskerzen in strahlendem Gelb, das in der an dunkelnden Nacht sich noch immer hell gegen die Wände abhob. Wenn man über die weißen Flußsteinchen auf die beiden Stufen zur Haustür hinauf laufen wollte, musste man nur ein weiß lackiertes, schmiedeeisernes Tor im Ornamentstil aufstoßen.

Gut geölt gingen die Scharniere, zeugten damit ebenso von liebevoller Pflege aufmerksamer Bewohner wie das warme Licht, das aus den drei Alkovenfenstern im rechten Erdgeschoß auf die sorgfältig oval gestutzten Buchsbaumkugeln fiel. Die Haustür war schmal, von einem A-Dach gekrönt, um den hilflos nach dem Schlüssel Suchenden im allseits gefürchteten November-Regen von Yorkshire nicht allzu lange in der Kälte stehen zu lassen. Heute Abend schirmte es eher das Guckfenster im oberen Drittel der blendend rot gestrichenen Tür von einfallendem Licht der letzten Straßenlaterne ab. Es gab einen Klopfer gleich unter dem geviertelten Fensterchen, ein einfacher, schwarz verzinkter Ziehgriff zum Öffnen und einen Messing-Schuhabstreifer. Eine Laterne, gefüllt mit einem flackernden, tanzenden Licht wie aus goldenen, lebendigen Fünkchen, baumelte gleich links von der Vordachtraufe herab, und wenn man sich die Zeit nahm, sie eine Weile zu betrachten, dabei dafür sorgte, nicht geblendet zu werden, hätte man schwören können, dass gefangene Elfen für die Beleuchtung verantwortlich waren.

Die englische Kletterrose am Spalier hielt sich an den Fugen zwischen den Backsteinen fest, und ihre kleinen, bauschigen Blüten wiegten sich sacht im Sommerwind, wie sie die Wand hinüber zum Alkoven bedeckten. Eine Rosa Suaveolens, das konnte ein Kenner selbst in der Dunkelheit erkennen, und mit Sicherheit der ganze Stolz der Dame des Hauses. So gut gedieh der überhängende Busch, daß er das blinkende Namensschild neben der Tür fast vollständig verdeckte.

Zwei volle und zwei halbe Stockwerke zum Leben hatte das Haus Nr. 12 in der Monkshood Alley anzubieten, angefangen mit dem niedrigen Dachboden voller Gerümpel. Gerade hoch genug, um auf allen Vieren zwischen den kaputten und ausrangierten Habseligkeiten herum zu kriechen, von denen sich die Familie einfach nicht trennen konnte, war hier nicht einmal Platz für einen Hausgenossen. Irrwichte verbarrikadierten sich hier mit Vorliebe und immer wieder, aber man hatte sich daran gewöhnt, und es gehörte beinahe zur Sonntagsroutine, die Plagegeister aus dem obersten Geschoß zu entfernen.

Das obere Stockwerk war den Schlafzimmern vorbehalten. Weißgetünchte Wände mit dunklen Dielenböden und Deckenvertäfelungen machten aus jedem Raum eine gemütliche Höhle voller Wärme und Geborgenheit, dem Elternschlafzimmer nach vorne raus in den Alkoven genauso wie der nun abgedunkelten Kammer mit der angelehnten Tür, von der aus man hinunter schauen konnte in den Hinterhof und den saftig grünen Garten. Gleich daneben befand sich das Bad, die emaillierte Badewanne mit Greifenfüßen in der hinteren Ecke, und jede Armatur in abgegriffenem, aber hochpoliertem Messing.

Der Kater, pechschwarz mit leuchtend grünen Augen und einem ungewöhnlichen, rötlich-braunen Aalstrich schlich auf Samtpfoten über die Galerie und maunzte erst, als er an ein lebendes Hindernis stieß. Der Junge keuchte erschrocken auf und hob rasch einen Finger an die Lippen, sobald er sich beruhigt hatte. „Still, Spellbound!“ murmelte er heiser und schüttelte sich gleichzeitig die Gänsehaut vom Rücken. Als könne er jedes Wort verstehen und sofort begreifen, warum sein zweibeiniger Mitbewohner von ihm absolute Ruhe verlangte, ließ Spellbound sich auf sein Hinterteil sinken und streckte die Vorderbeine durch wie in Habachtstellung, wie eine der Katzen von Bastet in Saqqara. Nur seinen buschigen Schwanz konnte er nicht ruhighalten, wischte unablässig im gleichen Rhythmus über die gebeizten Bohlen des Treppenabsatzes. Wie auf einer Spiegelscheibe reflektierte das Licht der Straßenlaterne auf seinen empfindlichen Netzhäuten, und seine Augen warfen Scheinwerferkegel über den Perserläufer die Stufen hinunter ins Erdgeschoß.

Aber das bekam der Junge gar nicht richtig mit. Halb hingekauert, halb zum sofortigen Rückzug bereit hielt er sich mit zitternden Fingern am gedrechselten Kirschholzgeländer so fest, daß die Fingerknöchel davon weiß wurden. Die schmächtige Brust hob und senkte sich vor Aufregung wie ein Blasebalg in einer Schwertschmiede, und die Knie schmerzten von der halb aufrechten Haltung. Gut, daß Vater immer dafür sorgte, daß alles im Haus in bestem Zustand war, denn so konnte nichts knarzen, während er sein gesamtes Gewicht an die Ballustrade hängte. Er wollte um die gesamten 90° der Erdgeschoß-Decke herumschauen, wollte durch den schmalen, hell erleuchteten Flur hindurch einen Blick in den Salon werfen, nur einen Moment erhaschen, wer dort zusammensaß und sich leise miteinander unterhielt.

Die Spannung war in der Luft spürbar und griff auf jedes Lebewesen im Inneren von Nr. 12, Monkshood Alley über. Sogar die Geräusche des sich selbst schrubbenden Geschirrs aus der Küche im hinteren Teil des unteren Stockwerks hatten etwas von Hektik und Unruhe. So spät abends hatte die Familie selten Besuch. Das hatten sie sich einfach abgewöhnt. Es ersparte viele unangenehme Fragen, wenn man einfach kategorisch in den Abendstunden unter sich blieb. Und unangekündigte Gäste waren es noch dazu, soweit der Junge wußte. Sicher, es war zum Frühstück eine Eule gekommen, die den Tagespropheten und die übliche Post gebracht hatte, und er hatte auch nicht darauf geachtet, ob ein ungewöhnlicher Brief dabei gewesen war. Aber er konnte sich unter keinerlei Umständen vorstellen, wieso seine Eltern ihm nicht erzählt haben sollten, daß sie diesen Zauberer und diese Hexe zu einem Nachtumtrunk erwarteten.

Vater hatte Brandy aus dem Vorrat geholt, und eine Flasche Whiskey, das hatte er ganz genau gehört. Im Gegensatz zu anderen Leuten bewahrte man in diesem Hause nämlich kostbare Flaschen und Speisen nicht im Keller auf, sondern in einem winzigen Raum gleich hier oben neben dem Schlafzimmer der Eltern. Die sonst übliche Tür unter der Treppe, die in allen anderen Häusern der Monkshood Alley und wahrscheinlich auch in ganz Nether Poppleton in ein niedriges und schmales Untergeschoß führte, war in Nr. 12 völlig ohne Türgriff und sah ganz genauso aus wie eine gewöhnliche Wandvertäfelung. Und dennoch gab es ein dumpfes Geräusch, wenn man über die obersten Stufen der Treppe polterte.

Zwei Umhänge waren an der Garderobe aufgehängt worden, einer in grün-rotem Drummond Tartan, der andere in schreiendem Samtviolett. Die dazu passenden Hüte ruhten auf den dafür vorgesehenen Ständern, und die beiden Menschen, die in beidem gesteckt hatten, waren nun im Salon mit Ma und Pa. Der Junge wußte, wie es dort unten aussah. Das hier war sein Zuhause; in diesem Haus war er geboren worden und hier war er aufgewachsen; hier hatten ihm seine Eltern das Lesen und Schreiben mit dem Federkiel beigebracht, hier hatte er seine ersten Übungen mit Vater's Zauberstab gemacht, und hier fühlte er sich sicher und geborgen und dennoch so weit abgeschnitten von der Welt.

Sie würden dort unten um den niedrigen Lacktisch herum in den hohen Ohrensesseln lehnen, halbwegs dem lodernden Feuer im Kamin zugewandt, und jeder ein Glas in der Hand. Bibliothekslampen verbreiteten magisches Licht und warfen tanzende Schatten in die Ecken, ließen die unzähligen Buchrücken in dem hohen Regal mit der Schiebeleiter höher und größer erscheinen als sie waren. In dem Rondell, das der Alkoven bildete, wo die bunten Begonien auf der Fensterbank standen, lag sonst gern Spellbound auf den weichen Kissen der ringsherum angebrachten Bank, und dann saß der Junge immer neben ihm, in der einen Hand ein dickes Buch voller Zaubersprüche und Anleitungen für Transfigurationen und mit Bildern von praktischen Gegenständen, mit der anderen das Fell des Katers bearbeitend.

Eine Weile war es sehr schwer gewesen, überhaupt etwas dort unten zu hören. Das Knacken der Holzscheite im Kamin schien unerklärlich laut, und die Geräusche der Nacht, die durch das geöffnete Oberlicht im Flur und durch das Fenster hinter ihm in seinem nun dunklen Zimmer hereindrangen, übertönten jegliches Gespräch. Aber wenn er sich weit genug vorbeugte und den Kopf so weit herunter hängen ließ, daß ihm das Blut ins Gesicht lief und die kieferlangen Haare der Schwerkraft folgten, konnte er einen kleinen Teil des Salons einsehen.

Die Gäste wandten ihm den Rücken zu, fast vollständig verdeckt durch die hohen Lehnen der Stühle, auf denen sie sich niedergelassen hatten. Alles, was er von der Hexe erkennen konnte, war ein bereits von hohem Alter zerfurchtes, strenges Gesicht mit einer auffällig spitzen Nase und durchdringend grauen Augen. Ihr Haar, einst kastanienglänzend braun wohl, war von silbernen Strähnen durchsetzt und zu einem festen Dutt auf ihrem Hinterkopf zusammengebunden, der ausschaute, als habe sie ihn sich mit einem Dauerklebefluch verpaßt, damit sie sich nie wieder frisieren mußte. Der Arm auf der gepolsterten Lehne steckte in einem schwarzen Ärmel mit Spitzenbündchen, und in den langen, eleganten Fingern hielt sie ein breites Whiskeyglas. Der Zauberer zu ihrer Rechten präsentierte einen Fuß und den dazugehörigen Schuh aus gebundenem Leder, und seine Robe in traditionellem Schnitt war von dem gleichen brutalen Violett wie der Umhang an der Garderobe. Exzentrisch nannte man das wohl, oder auch nur furchtbar mutig. Goldbordüren zogen sich um den unteren Saum des Gewandes und setzten Akzente auch an seinem Ärmel. Der Brandy war wohl für ihn gewesen, wie er sich nun das ausladende Glas an die bärtigen Lippen hielt, und vor lauter Erkenntnis blieb dem Jungen fast das Herz stehen.

Er kannte dieses Gesicht! Die adlergleiche Hakennase, ihre Schärfe abgemildert durch den buschigen, schlohweißen Bart auf der Oberlippe, der weiter auslief am Kinn hinunter und bis auf die Brust des Mannes reichte, waren ihm so vertraut von seinen Schokofroschkarten wie einem jeden anderen Zaubererkind. Die 12 Verwendungszwecke für Drachenblut hatte er genauso erforscht wie die große Alchemie des Mittelalters, seinen Zauberstab führte er wie kein Zweiter, und von seinem legendären Kampf gegen den Dunklen Grindelvald träumte doch insgeheim jeder Junge.

Das da unten, sein gescheiteltes langes Haar ohne Hut zur Schau stellend, die feine goldene Brille auf der Nase, war Albus Dumbledore! Aber was nur, was konnte der hier wollen? Darauf konnte er sich keinen Reim machen, schon gar nicht, wenn ihm das Blut in den Ohren rauschte und hinter den Schläfen pochte.

Für einen Moment mußte der Junge sich zurückziehen, um wieder richtig atmen zu können, und er keuchte in der Dunkelheit auf dem Treppenabsatz. Spellbound hockte unverändert da wie ein Standbild, der Schwanz schlug mittlerweile den Teppich, und seine Augen huschten über die Züge seines menschlichen Freundes, als müsse er eine akute Gesundheitsgefährdung abschätzen. Die Schlagadern waren so deutlich sichtbar, daß man das Herz des 13jährigen darin hüpfen sehen konnte, und seine Kiefermuskeln arbeiteten angestrengt, während er nachdachte. Er mußte mehr erfahren. Seine Informationen waren zu dürftig, um zu irgendeinem vernünftigen Schluß kommen zu können.

Auf den Knien näher an den Abgrund heranrobbend klammerte er sich wieder an den Geländerstreben fest und beugte sich vornüber, bis sein steifer Hemdskragen umschlug.

Mutter war bis auf die Kante ihres Sessels herangerutscht und sah nun aus, als würde sie jeden Augenblick auf das Parkett herunter plumpsen. Der Rücken war kerzengerade durchgedrückt, ihr Kopf auf dem schlanken Schwanenhals, der so herrlich nach Keksen roch und dessen Haut so wunderbar zart war wie es nur bei einer Mutter sein konnte, weit nach vorn geschoben, um besser hören zu können. Ihre Augen leuchteten. Sie strahlte. Kreidebleich war sie im Gesicht, die Lippen schmal ausgezogen, aber es schimmerte Wasser der Aufregung auf ihren Iriden. Die zarten, feingliedrigen Hände waren so ineinander verkrampft, daß schon das Zuschauen weh tat. Nur der leichte Schweißfilm darauf verschaffte ihr noch die Möglichkeit, sie gegeneinander zu bewegen, und das tat sie ausgiebig.

Vaters kräftige, aber nicht allzu breite Statur war vollkommen hinter dem offenen Rahmen zum Flur verborgen. Nur seine wippende Schuhspitze schaute hervor.

Albus Dumbledore setzte sein Glas ab und seufzte hörbar zufrieden über einen so guten Tropfen, bevor er sich mit beruhigender Gelassenheit wieder den beiden Eltern zuwandte, die vor ihm saßen. Das fragende „und?“ konnte der Junge ihm aus dieser Entfernung von den Lippen ablesen. Er fügte etwas dazu an, was um eine Entscheidung zu bitten schien, denn eine leichte, steile Falte erschien zwischen den ausladenden Brauen des imposanten Zauberers. Ob wirklich geschwiegen wurde, oder ob der heimlich Lauschende einfach nichts von dem Gesprochenen mitbekam, das konnte er nicht sagen. Ohne ihre beinahe stocksteife Haltung aufzugeben ließ seine Mutter ihre Blicke hinüber huschen in die Ecke, wo ihr Ehemann sitzen mußte.

Das Auf und Ab des Schuhs hörte auf, während der Augenkontakt bestand und das Paar sich wortlos verständigte. Der brummelnde Bariton des Hausherren sagte etwas, und Dumbledore, ebenso wie seine Begleiterin, nickten verständnisvoll und zogen sich zurück, indem sie sich anlehnten und ihre Aufmerksamkeit von ihren Gesprächspartnern abzogen. Augenblicklich erschienen die seltsam farblosen Hände von Vater auf beiden Armlehnen. Gleichzeitig verschwand sein Fuß, dann wurde sein hellbrauner Haarschopf sichtbar, wie er sich aus dem Sessel stemmte und sich erhob. Mutter tat dasselbe; ihre Knie wirkten weich und die Beine nicht stark genug, um sie zu tragen. Eine zierliche Frau war sie, aber nicht schwach, das war sie nie gewesen, so weit er sich erinnern konnte. Oder wollte.

Im Gleichschritt traten Ma und Pa zwischen den Sesseln ihres Besuchs hindurch und auf den Flur, und der Junge sprang regelrecht zurück und stieß sich den Hinterkopf heftig an der obersten Sprosse des Treppengeländers. Glücklicherweise gab es keinen großen Knall. Vor Schmerz zischend hob er eine Hand an die sich rasch entwickelnde Beule und rieb sie kräftig, um das Gefühl loszuwerden, und Spellbound hatte einen Schritt zurück getan. Nun saß der Kater wieder vollkommen ruhig.

Das Trippeln von Mutters Hauspantoffeln und das schwungvolle Klappern von Vaters Londoner Lederschuhen wurde nur unwesentlich leiser, als sie sich in Richtung Küche davon machten. Das Geschirr verstummte augenblicklich. Der unsichtbare Schleier von dumpfer Geräuschlosigkeit war nicht mehr da. Obwohl sie nun räumlich weiter von ihm entfernt waren, konnte der Junge deutlich ihre Stimmen vernehmen, verstärkt und vom Holz geleitet bis zu ihm herauf durch die Decke. Fieberhaft warf er sich wieder vorwärts, um zwischen den Geländerstreben hindurch in die Küche sehen zu können.

Dort standen sie, zwischen dem Backstein-verklinkerten freien Gang zur Gartentür hinaus und dem gußeisernen Herd, auf dem noch zwei Kessel in blinkendem Kupfer vom Abendessen lagen. So dicht bei einander, so innig vereint zeigten sie sich selten, und das brauchten sie auch normalerweise nicht. Ihr Sohn wußte auch so genau, wie nah sie sich standen und wie eng diese Bindung geknüpft war, und dennoch verpaßte ihm dieser Anblick einen wohligen Schauer aus Liebe und Ehrfurcht. Weniger als einen Zoll auseinander hielt Vater ihre zarten, immer noch ineinander verkrampften Finger in seinen starken Händen, hob sie vorsichtig und beschwichtigend an seine Lippen und küßte die weißen Knöchel voller Inbrunst. Sein Versuch, aufrecht und entschlossen zu wirken, versackte jedoch so kläglich, daß nicht mal ein Kind davon getäuscht werden konnte. Seine Wangen wirkten hohl, das ganze Gesicht war bleich vor Anspannung, aber genau wie bei seiner Frau brannte ein Feuer in seinen Augen.

„Oh John!“ hauchte Mutter regelrecht, konnte offenbar nicht die Worte finden, die sie suchte. Statt dessen schüttelte sie nur ungläubig den Kopf und biß sich auf die Lippen, aber das Lächeln konnte sie nicht mehr zurückhalten. Hin und hergerissen schien sie nicht entscheiden zu können, ob sie ihren Tränen freien Lauf lassen sollte. Ihr Ehemann schloß für einen Moment die Augen und schüttelte ebenfalls den Kopf. „Ich weiß, Isabel, ich weiß!“ entgegnete er so heiser, daß man es kaum als Sprechen beschreiben konnte. „Ich hätte nie gedacht ... nie!“ konnte Mutter es nicht fassen, aber was nur? Was konnte sie nicht verstehen? Was hätte sie nie gedacht? Mit jedem Herzschlag aufgeregter rieb der Junge sich die Knie an den Dielen heiß. „Endlich!“ brachte John nur heraus und sah sich nicht in der Lage, weiter zu sprechen. Die Sorgenfalten im Gesicht seiner Frau hatte er sofort erkannt, wußte, was sie sagen wollte, sagen mußte, und dennoch war ihm auch bewußt, daß er alle Argumente dagegen hatte. Im Grunde war die Entscheidung vollkommen klar und unumstößlich. Trotzdem mußten sie dieses Gespräch führen, mußten einander noch einmal in aller Deutlichkeit vor Augen führen, worum es ging und wieso sie handeln würden, wie sie zu handeln beabsichtigten.

„Was ist,“ eröffnete Isabel wie eingeübt, „wenn er eines der anderen Kinder verletzt?“ Der Anflug von Horror, von Schuldgefühlen in ihrem schmalen Gesicht ließ keinen Zweifel daran, was genau sie damit meinte. Dem Lauschenden bohrte sich ein eisiger Pfeil aus stummer Panik in die Brust, und diese Mischung aus Schmerz und Mitgefühl für diese wunderbare Frau da unten lag ihm wie ein Stein im Magen. Keine Zeit jetzt dafür. Auch Vaters zuckende Kaumuskulatur verriet, welche Gefühle ihre Worte ausgelöst hatten. Genau wie der Junge ließ er sie nicht zu. „Das wird er nicht! Professor Dumbledore wird auf ihn aufpassen.“ beschwichtigte er und erinnert sie sofort an das Gespräch, daß sie beide gerade erst geführt hatten. Ihre Finger erneut zu küssen und mit seinen Daumen zu streicheln vergaß er dabei nicht. „Du hast doch gehört, was er tun will, und was er schon getan hat.“ flüsterte er hastig und kehlig, das Zittern in der Stimme herunter schluckend, bevor er zu dieser speziellen Haltung zurückkehrte, die der Junge so von Besuchen an seinem Arbeitsplatz kannte.

Überzeugungsarbeit leisten, das konnte Pa hervorragend. „Das ist ein wirklich gutes Konzept, es wird funktionieren.“ Nur für eine Sekunde nahm er eine seiner Pranken von ihren Händen und deutete über seine Schulter auf die ungewöhnliche Wandvertäfelung unter dem Treppenabsatz. „Wir machen es doch auch nicht anders.“

Eine Träne rollte über ihre Wange, die sie nicht aufhalten konnte, und John's Geschäftsauftreten verpuffte wie Flohpulver im Kamin. Mutter sah aus als wolle sie das Holz mit aller Kraft treten, als wolle sie die schwere, getarnte Tür aus den Angeln reißen, aber sie traute sich nicht, weil sie die Spuren des letzten Monats auf der Innenseite sehen würde. Aus dem bisher feinschlägigen Zittern ihrer Hände wurde ein grobes Flattern des ganzen Körpers, aber John fing sie auf, indem er einfach nur dastand wie ein Baum. Isabel wischte sich mit den Fingerrücken über die Augen und schüttelte energisch den Kopf. „Ich mache mir doch nur Sorgen.“ entschuldigte sie sich unnötig, und ihr Ehemann bewies ihr das gleich mit einem eigenen, zwinkernden Lächeln, das er so exakt an seinen Jungen vererbt hatte. „Es ist wahrscheinlich seine einzige Chance, Liebes.“ Die aufgerauhten Stimmbänder kratzten aneinander und verursachten ein eigenartiges Grollen. Mutters Gesicht krampfte, um ein erneutes Aufkommen von Tränen zu unterdrücken, während sie heftigst nickte. „Ich kann ihm nicht alles beibringen.“ behauptete John und blinzelte auffällig rasch hintereinander. Sie sah aus, als wolle sie ihm widersprechen, aber er ließ es nicht zu. „Er weiß jetzt schon beinahe mehr als ich, Isabel, er ist zu schlau für mich!“

Am liebsten hätte der Junge auf der Treppe geschnaubt. Da konnte er wohl kaum von ihm reden. Vater war im Ministerium, in der Abteilung für Experimentelle Zauberei, und da kam man nicht hin, wenn man ein mittelmäßiger Zauberer war. John wußte so viel über die Theorie von Bannen und Flüchen, das hätte ganze Bibliotheken füllen können! Und wenn er es gewollt hätte, dann wäre er ein Auror, einer der Besten, da war sein Sohn sich sicher. Aber er nutzte sein Wissen über die Dunklen Künste nur für das Eine, nur für die endlose Suche, für die auch aus Isabel eine Heilerin geworden war.

Das glockenhelle, wenn auch im Augenblick so gebrochene Lachen seiner Mutter, die sich schon wieder über die Wangen wischte, riß ihn aus seinen Gedanken. „Er braucht richtige Lehrer!“ fuhr John fort und hielt nun die Hände seiner Frau jede einzeln in den eigenen, um sie gestenreich auf und ab bewegen zu können. Als hätte er Isabels nächsten Einwand erraten, schüttelte er hektisch den Kopf, wobei sein kurz geschnittener, englischer Bankerhaarschnitt sich tatsächlich vom Schädel abhob. „Selbst wenn ich einen Haufen wirklich guter Bücher anschleppen würde, die wir uns bei Merlins sämtlichen dreckigen Unterhosen nicht leisten könnten ...“ Er unterbrach sich selbst, biß sich auf die innere Lippe und wandte einen Moment lang den Blick zu Boden. Nun wanderte diese steile Falte zwischen Isabels Brauen, und sie berührte mit der Innenseite ihres Zeigefingers das bärtige Kinn, damit er sie wieder ansah. Es war nicht nötig ihn zum Sprechen aufzufordern. John erzählte von allein, wieso er gerade jetzt so froh war über dieses unerwartete Angebot:

„Bones hat mir letzte Woche zwei Mal komische Fragen gestellt.“ gestand er ein, und dem heimlichen Zuhörer blieb erneut die Luft weg. Auch ohne daß Vater weitersprach, war ihm bewußt, um was es gehen mußte. Mit den Zähnen knirschend überlegte er schon fieberhaft, was für einen Beruf er als Muggel wohl würde ausüben können. Da fiel ihm nur Großvater ein, aber der war Lehrer an einem College gewesen, und er hatte nicht einmal eine normale britische Grundschule besucht. Und Großmama ... nun, Kochen und Putzen ohne Magie war nicht wirklich erstrebenswert. Ebenso erschrocken keuchte Isabel auf und hielt sich die zweite Hand vor den Mund. „Es fällt auf, daß in unserem Hause Lernzauber angewandt werden, Is, mit meinem Zauberstab!“ faßte John dennoch in Worte, was seine Frau bereits vollends verstanden hatte. „Amelia sagt nichts, weil wir befreundet sind, aber sie ist nicht dumm, sie weiß es!“

Mutter reagierte nicht. Diese 'komischen Fragen' von Amelia Bones aus der Abteilung für Strafverfolgung waren nur der allerletzte Schubs. Die Kiefer fest aufeinander pressend richtete sich Vater wieder halbwegs auf und brachte sich geschickt auf ihre Augenhöhe. „Es wird Zeit, daß er seinen eigenen Zauberstab bekommt. Einen, der sein volles Potential entfalten kann. Einen, der aus ihm den Zauberer macht, der er zu sein verdient.“ Das sagte er mit einer solch energischen Entschlossenheit und einem Feuer in den Augen, daß der Junge am liebsten laut gelacht hatte. Vaters Hang zum heroischen Pathetismus war einfach erstaunlich. Bekloppt wie Barnabas, aber liebenswert.

Bei Isabel jedoch wirkte diese Masche immer. Vor Rührung bekam sie furchtbar rote Wangen, und die Tränen, die ihr dieses Mal aus den Augenwinkeln schossen, hielt sie nicht mehr auf. Mit schiefgelegtem Kopf starrte sie ihren Ehemann für ein paar Herzschläge nur an, dann seufzte sie und schüttelte den Kopf. „Was ist, wenn er keine Freunde findet, John?“ kehrte sie zu den Sorgen einer Mutter zurück, und augenblicklich brach er in amüsiertes Lachen aus. Wenn der Kopf seines Sohnes nicht sowieso mit so viel Blut vollgelaufen wäre, daß er eigentlich hätte platzen müssen, er wäre jetzt rot geworden. Ein Flush aus erneuter Panik schoß in ihm hoch. Sie hatte recht! Er hatte keine Freunde! Wie kriegte man denn überhaupt Freunde?! Mußte man dafür irgendwas Besonderes können oder machen oder ... ? Der Junge schluckte heftigst.

„Keine Freunde finden? Unser Junge? Isabel!“ kicherte John unschicklich laut und legte seiner Frau beide Hände auf die Schulterkappen. „Selbst solche Kerle wie Benjy Fenwick und ich haben dort Freunde geworden! Und wir beide waren damals die schlammblütigsten Schlammblüter, die jemals durch diese heiligen Hallen gestolpert sind!“ Jetzt mußte er fast so sehr lachen, daß er sich kaum aufrecht halten konnte, und der ganze Oberkörper schüttelte sich, erst recht, als Isabel bei der Nennung dieser entsetzlichen Schimpfwörter die Hand vor den Mund nahm und riesengroße Augen bekam. Gleichzeitig mußte sie dennoch selbst davon lachen. Daß Pa tatsächlich einen grauenvoll langweiligen, abartig offensichtlichen Muggelvornamen hatte, das war unbestreitbar. Aber er war ein Kämpfer. Es hatte ihm nie etwas ausgemacht, wenn jemand dieses Wort gegen ihn benutzte, wenn sie seine Herkunft beleidigten. Und der Junge bewunderte diese Einstellung. Wenn er das doch auch nur könnte ...

„Und Benjy's Vater war ein Müllmann, Isabel, ein Müllmann, weißt Du, was das ist?“ quetschte John zwischen einzelnen Lachern heraus und wartete ab, bis er seinen Trumpf ausspielen konnte und seine Frau den Kopf schüttelte. „Er sammelt den Abfall von anderen Muggeln!“ „Das ist nicht wahr!“ brach es aus Isabel heraus, worauf John bloß gestenreich zustimmte, die Arme vor der Brust verschränkte und das Rückgrat durchdrückte. Besonders imposant war das nicht, und es beeindruckte weder Mutter noch Sohn. Isabel schaffte zumindest Letzteres viel einfacher.

Noch mit einer Mischung aus Lach- und Sorgentränen im Gesicht gab sie ein quietschendes Geräusch von sich und zuckte die Achseln, legte ihre schlanken Finger flach auf seine Unterarme und strahlte ihn an. „Unser Junge geht nach Hogwarts!“

Das war der letzte Schlag. Die Erkenntnis darüber, was hier gespielt wurde, warum diese beiden Fremden dort unten im Wohnzimmer saßen, wieso Vater und Mutter wie zwei kleine Kinder in der Küche bei einander standen und sich kaum zusammenreißen konnten, trafen ihn wie eine riesige Windfaust. Der Junge auf dem Treppenabsatz fiel einfach um. Sich auf den Rücken rollend blieb er reglos auf der zweiten Stufe von oben liegen, faltete die schweißnassen Hände auf dem Bauch wie ein Toter und spürte, wie sein Herz unter seinen Fingern gegen den Brustkorb hämmerte. Im gleichen Moment hatte er das Gefühl, daß überhaupt kein Blut mehr sein Gehirn erreichte. Wie eingefroren, wie in Pudding gebettet, kam er sich vor. Zwei Jahre. Zwei Jahre hatte er gewartet, gebangt, gehofft und immer wieder versucht, einen Ausweg zu finden. Was, wenn er nie auf die Schule gehen durfte? Was, wenn er beim Üben im Haus erwischt wurde? Und jeden Abend, wenn er zu Bett ging, träumte er von den Bildern, die ihm seine Eltern aus ihrer Schulzeit gezeigt hatten, stellte sich vor, wie das wäre, auf dem kleinen Hocker zu sitzen, bevor sie ihm den Sprechenden Hut aufsetzten. Einen eigenen Zauberstab! Ganz für ihn allein! Roben mit dem Emblem der Schule auf der Brust! Bücher, jede Menge Bücher und Zugang zu noch viel mehr davon! Andere Kinder! Jungen und Mädchen in seinem Alter überall um ihn herum! Die Angst war vergessen. Die Sorgen waren aus seinem Geist verschwunden. Die Scham, die Schmerzen, das silberne Licht des Mondes. Alles egal.

Der 13jährige Junge atmete so laut, daß er mit jedem Zug keuchte. Wie Vater und Mutter den Flur wieder hinunter zum Salon gingen, um sich ihren Gästen anzuschließen und ihre Entscheidung mitzuteilen, das bekam er gar nicht richtig mit. Viel zu beschäftigt waren seine Augen damit, die Deckenornamente abzusuchen, hinüber zu schweifen zum offenen Rahmen, über die Bücherregale an der Wand, die geklöppelte Decke auf der Kommode, den abgenutzten Samtstoff des Sessels, das wallende Haar des Professors. Und in dem Moment drehte Dumbledore sich um, und ein durchdringendes, quietschblaues Auge zwinkerte ihm zu.

Als hätte man ihm Wasser über den Kopf geschüttet, eiskaltes Gletscherschmelzwasser, weckte ihn das auf. Dumbledore hatte ihn bemerkt! Hatte ihn sogar gesehen! Peinlich berührt drehte der Junge sich in einer einzigen Bewegung um und stützte sich auf die Hände, duckte sich unter die Decke des Erdgeschosses und lugte darunter hervor, doch der Professor hatte sich bereits von ihm abgewandt, als hätte er niemals in seine Richtung gezwinkert, und er sprach sachlich und mit einem nun warmen Lächeln mit Vater. Dieser dumpfe Schleier über allen Geräuschen aus dem Salon, den er während des ersten Gespräches nicht hatte durchdringen können, schien sich aufgelöst zu haben wie Nebel über der Ouse, und er brauchte nicht lange zu überlegen, warum das so war:

„Vielleicht sollten wir ihn nun noch selber fragen?“ schlug der neue Schulleiter der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei vor.

Stichwort. So rasch er nur konnte drückte sich der Lauschende auf die Füße und stob, halb laufend, halb stolpernd über die Gallerie davon und auf seine nur angelehnte Zimmertür zu. Spellbound maunzte erschrocken und beleidigt auf und sprang mit gesträubtem Fell und einem Riesenkatzenbuckel in die Dunkelheit davon. Die Flucht nach vorn war gar nicht nötig, und er war noch nicht einmal halb in den dunklen Raum hinein geschlittert, als er Vaters Stimme von unten herauf rufen hören konnte: „Remus!“
Mit einer Hand nach dem Buch auf seinem Nachttisch greifend, mit der anderen den Bettpfosten erwischend hebelte der Junge sich schwungvoll auf die Matratze seines Bettes. Im gleichen Atemzug brüllte er seine „Ja!“ - Antwort und plumpste endgültig hin, so daß ihm die Luft regelrecht aus den Lungen gepreßt wurde. Oh Mann, wer das nicht hörte, daß er hier oben entweder die Wände hochgerannt war oder gerade von einem heimlichen Besenritt zurückgekehrt war, der war einfach nur taub. Oder völlig im Freudendelir.

„Komm' doch bitte mal herunter, Remus, ja?“ bat John Lupin nur von unten. „OK!“ Seine Stimme zitterte jetzt so unglaublich, daß sie fast brach. Verflucht, er hatte so nasse Hände, sein Buch war sofort durchgeweicht. So konnte er unmöglich da runter gehen! Panisch wischte er seine Handflächen am ordentlich ausgebreiteten Duvet seines Bettes ab, griff sich an die Stirn und versuchte krampfhaft, sein völlig in Unordnung gebrachtes Haar irgendwie zu glätten und zu frisieren. Es half nichts. Wie immer wenn er aufgeregt war, drehten sich die Spitzen seines kieferlang gehaltenen, hellbraunen Haares wüst in alle möglichen Richtungen, und er murrte frustriert. Na, das würde ja einen tollen ersten Eindruck vermitteln ...

„Remus!“ Ein erneuter Schub Hitze trieb ihn auf die Füße. Vater wurde ungeduldig. „Ja ja, eine Sekunde!“ quietschte der 13jährige und schaute entsetzt an sich herunter. Seine Hemdsschöße, zwar immer noch makellos weiß, aber ganz geknickt, guckten wie neugierige Niffler zwischen Pollunder und Hose hervor, und auch sein Kragen war komplett verdreht. Die Aufschläge waren nicht zugeknöpft, die beigefarbenen Hosen hatten ihre Bügelfalten eingebüßt und dafür zwei hübsche, kreisrunde Druckstellen an den Knien entwickelt. Keine Zeit jetzt für großartiges Herausputzen. Mit ein paar raschen Wischbewegungen verschaffte er sich ein einigermaßen annehmbares Äußeres und eilte endlich wieder auf die Galerie hinaus. Erst auf der obersten Stufe fiel ihm auf, daß er immer noch das Buch mit den Patschhandabdrücken drauf unter den Arm geklemmt hatte, rollte mit den Augen und warf es unsanft durch die angelehnte Tür wieder zurück auf die Matratze.

Mit jedem Schritt die Treppe hinunter fühlten sich seine Beine schwerer an. Wenn Professor Dumbledore ihn jetzt sah, vielleicht würde er es sich doch noch mal anders überlegen? Was dann? Merlins Bart, das würde Ma nicht durchstehen! Das würde er nicht durchstehen! Diese Hoffnung durfte nicht mehr sterben, das mußte jetzt einfach geschehen! Er wollte so sehr nach Hogwarts! Gemurmel drang aus dem Salon zu ihm herauf, vier Stimmen, die sich unterhielten, während sie auf ihn warteten. Die seiner Eltern erkannte er sofort, die anderen beiden prägte er sich Nuance für Nuance ein.

Die Hexe, die der Professor mitgebracht hatte, sprach genauso streng wie es ihre Frisur vermuten ließ. Dumbledore hingegen schien einen stetig amüsierten Unterton zu kultivieren, klang dabei jedoch nicht ein bißchen belächelnd oder beschämend. Und noch bevor der Junge überhaupt in die Nähe des Salons kam, drehte er sich herum und strahlte ihn so freudig an, als sähe er einen lange vermissten Freund. „Ah! Du bist dann wohl der junge Remus Lupin!“ stellte er zweifelsfrei fest und machte einen großen Schritt auf ihn zu.

Stocksteif stand Remus nur da, die Schultern eingeknickt und den Kopf dazwischen geduckt. Seine Hände schwitzten immer noch, und er konnte nichts dagegen tun, außer unablässig die Finger ineinander zu verdrehen, die Innenflächen gegeneinander zu reiben und jeden einzelnen Knochen hervortreten zu lassen. Abwechselnd preßte er die Kiefer aufeinander, bis die Muskeln unter dem Ohr zu dicken, schmerzenden Knoten wurden, oder biß sich von innen in die Wangenschleimhäute. Für sein Alter schon sehr hochgeschossen und entwickelt konnte man seinem noch nicht voll ausgebildeten Adamsapfel beim Hüpfen zuschauen, wenn er so kräftig schluckte wie jetzt. Auch ohne, daß er den Mund aufmachen mußte, war viel zu wahrscheinlich, daß er mitten im Stimmbruch steckte.

Schlacksig, direkt nach einem Längenwachstumsschub paßten ihm seine Kleider so gerade eben noch. Braune, geschnürte Lederschuhe, ähnlich denen seines Vaters, darüber die beigefarbenen Baumwollhosen mit deutlichen Spuren eines ganz normalen Jungenlebens, half besonders die Farbe, ihm einen Großteil seiner Blässe zu nehmen. Denn blaß war er, hatte feine, dunkle Ringe unter den Augen, wie kein Kind sie haben sollte, doch das volle, braunrote Haar fiel ihm in kräftigen Wellen um das schmale Gesicht. Aufgeweckte, glitzernd graue Augen ließen einen längeren Kontakt zu keiner Zeit zu. Statt dessen wischte er sich in verzweifeltem Krampf die schwitzenden Hände an seinem ebenfalls beige gehaltenen Strickpollunder ab und zog immer wieder an den Zipfeln seines Hemdes, das sich darunter hervor mogelte.

Seine Schüchternheit gewohnt und verstehend trat John Lupin gleich vor und legte sein ganz spezielles Vorfreudegesicht auf. „Remus, das hier ist Professor Dumbledore.“ stellte er den weißbärtigen Zauberer vor und wartete in aller Ruhe auf die Reaktion seines einzigen Sohnes. Remus' Blicke schweiften von links nach rechts, während er mit den Zähnen knirschte und „ich weiß ...“ dazwischen hindurch presste.

War das etwa ein Lächeln, was da über das ernste Gesicht der fremden Hexe gehuscht war? Moment. Das war sogar immer noch da! Ihre Mundwinkel blieben oben. Da war eine versteckte Wärme in ihren Augen, und ihre Bewegung auf ihn zu erfolgte flüssig und ohne die erwartete Forschheit. „Schön, Dich kennenzulernen!“ sagte Professor Dumbledore und schüttelte ihm die pitschnasse Hand, als hätte er den Schweißfilm überhaupt nicht bemerkt. „Meine Begleiterin ist Professor McGonagall, sie ist meine Stellvertretung in Hogwarts.“ erklärte er, worauf die beeindruckende Hexe ebenfalls nach Remus' Hand griff. Ihr allerdings fiel es schwerer, die etwas pikierte Überraschung ob seiner körperlich spürbaren Aufregung zu verbergen. Es war ebenso rasch aus ihrer Miene verschwunden, wie es gekommen war. Dumbledore lächelte noch etwas verständnisvoller. „Aber das weißt Du sicher, nicht wahr?“ Für einen viel zu langen Augenblick starrte der Junge ihn nur an, um anschließend mit offenem Mund den Kopf zu schütteln, während Isabel Lupin sich im Hintergrund an ihren Mann lehnte und ein Geräusch machte, das dem bei seinen ersten Schritten sehr ähnelte.

Professor McGonagall übernahm nun das Wort, ganz so, wie es von ihrer Position erwartet wurde. Aus ihrer Handtasche zog sie einen großen Pergamentumschlag und streckte ihn Remus so überraschend und unvermittelt hin, daß der Junge einen hastigen Schritt rückwärts machte, bevor er seine Hand danach ausstreckte. „Ihre Eltern sagen uns, Sie sind ein sehr verantwortungsvoller junger Mann, Mr. Lupin.“ behauptete die stellvertretende Direktorin und schaute ihn dabei von oben her durch ihre kleine, runde Brille an, als müsse sie sich sein Gesicht einprägen wie das eines gesuchten Straftäters. „Aus diesem,“ sie hielt inne und warf ihrem Begleiter in seiner violetten Robe einen Seitenblick zu, „und anderen Gründen,“ sie zog die Brauen hoch, „haben wir beschlossen, Ihnen das hier zukommen zu lassen.“ Erst jetzt ließ sie ihn den Brief tatsächlich nehmen.

„Mr. Remus J. Lupin – 12, Monkshood Alley – Nether Poppleton, Yorkshire“ stand in geschwungener, grüner Tinte auf dem Umschlag, und Remus' Finger zitterten nun so sehr, daß ihm das Pergament fast aus der Hand fiel. Wie hatte er sich danach gesehnt, einen solchen Brief an sich addressiert zu sehen? Zwei Jahre lang hatte er zugeschaut, wie alle Kinder des Dorfes am 1. September aufbrachen, um in London in den Zug zu steigen, der sie zur Schule in den Norden fuhr, während er zurück bleiben mußte. Professor Dippet hatte ihm nie einen geschickt, und die Lupins wußten genau, wieso. Aber diese Ära war nun vorbei. Vielleicht gerade noch rechtzeitig. Er würde älter sein als die üblichen Erstklässler, aber immer noch im Rahmen. Er hatte immer noch eine Chance. Und nun war sie hier! Das war sein Brief, seine Einladung nach Hogwarts!

Er riß das Papier auf und zerrte das Schreiben aus dem Umschlag, verschlang regelrecht jedes Wort und kopierte das ganze Schriftstück Zeile für Zeile in sein Gedächtnis, merkte sich sogar die kompletten Namen seiner neu zu beschaffenden Bücher und Utensilien.

Die Freude rutschte so plötzlich aus dem Gesicht des Jugendlichen, wie sie darin aufgeblüht war. Bleicher als jemals zuvor sah er nun aus im sonst so herrlich flackernden Licht von Kaminfeuer und Bibliothekslampen, und die Ringe unter seinen Augen stachen noch heftiger hervor. „Aber, Sir,“ stammelte er, atmend als läge ein halber Elefant auf seiner Brust. Der Brief in seiner Hand machte schlagende Geräusche, weil nun sein ganzer Arm von einer Art panischem Schüttelfrost gepeinigt wurde. Albus Dumbledore zeigte mit keiner Regung, daß er irgendwie davon beeindruckt wäre. Fragend und neugierig hob er die Brauen und beugte sich in Richtung des Jungen. „Ja?“

Remus konnte kaum sprechen. Es hatte sich nichts an der Tatsache geändert, daß er ... nicht normal war. Was konnte ein neuer Schulleiter daran schon ändern? Zu schön, um wahr zu sein. „Ich bin doch ... ich hab' doch ...“ Es kam nicht heraus. Noch nie in seinem Leben hatte er das tatsächlich ausgesprochen, und er hatte nicht das Gefühl, es ausgerechnet in dieser Situation, diesem kurz bevorstehenden Nervenzusammenbruch heraus zu bringen.

Das Lächeln in Dumbledores Gesicht blieb erhalten, und die viel zu blauen Augen leuchteten auf, als er eine Hand ausstreckte und sie auf Remus' Schulter legte. Sanft, aber kräftig zugleich, drückte er zu. „Keine Sorge deswegen, Mr. Lupin, wir haben uns um alles gekümmert.“ versicherte er beschwichtigend. Das konnte der Junge nicht glauben. Atemlos, aber den Herzschlag unter der Zunge, blinzelte er den Schulleiter entgeistert an und konnte keinen klaren Gedanken fassen, während Dumbledore sich bereits wieder an John und Isabel gewandt hatte. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Wieso?“ war alles, was er sagen konnte.

Sein Gespräch sofort unterbrechend fuhr der berühmte Zauberer auf den Absätzen seiner zusammengeschnürten Schuhe herum und hob die Brauen so hoch, daß die buschigsten Haare davon an seinen Haaransatz stießen. „Warum der ganze Aufwand nur wegen jemandem wie Dir, fragst Du?“ Remus wunderte sich nicht einmal darüber, daß der Lehrer offenbar seine Gedanken zu lesen vermochte. Er schluckte nur fest und nickte. Für eine viel zu lange Minute bekam er keine Antwort. Dumbledore lächelte nur, abwesender jetzt und weniger präsent, musterte den Jungen von oben bis unten und preßte dann die Lippen aufeinander, als habe er sich eine Überlegung noch einmal bestätigt, die er vor langer Zeit beschlossen hatte. „Weil ich glaube, daß in Dir ein großartiger Zauberer steckt. Und ein außergewöhnlicher Junge.“

Mit einem weiteren Druck auf seine Schulter richtete sich der Schulleiter wieder auf, um seine Abschiedsworte für die Eltern zuende zu bringen. „Ich werde im August noch einmal vorbeikommen, wenn alles vorbereitet ist, und dann besprechen wir die Einzelheiten, John.“ konnte Remus irgendwo weit weg von sich hören, obwohl er direkt daneben stand, und Professor McGonagall umarmte Isabel kurz, aber herzlich. „Ich hoffe doch stark, daß der junge Mann in mein Haus kommt!“ verlangte sie dabei in einem Ton, der keine Widerrede zuließ. John warf sich fast lachend in die Brust. „Selbstverständlich wird er ein Gryffindor! Mein Sohn ist doch kein verbohrter, ungeschickter Streber!“ faßte er seine Abneigung gegen alle drei anderen Häuser gleich in einen Satz, und erntete dafür ein empörtes Aufbäumen seiner Frau. „Hey!“ beschwerte sich Isabel, geborene Longbottom, mit den Fäusten in den Hüften. Für einen winzigen Moment flackerte das Feuer in ihren Augen, daß die zierliche Frau so gut zu verbergen wußte. „Ich bin eine Ravenclaw!“ erinnerte sie ihren Mann daran, daß sie einander nicht im Gemeinschaftsraum kennengelernt hatten. Aber John Lupin, der muggelstämmige Experimenteur, lachte nur noch lauter, umarmte seine Frau voller Elan und küßte sie stürmisch, aber zärtlich mitten auf die Stirn. „Nichts für ungut, Liebes, aber ... ehrlich!“

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